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Immer mehr kleine Gadgets und ausgeklügelte Apps scheinen Eingang in unseren Alltag zu finden: Die sogenannten Self-Tracker. Ob beim Joggen, Arbeiten oder Schlafen, sie sind immer dabei und dokumentieren unser Leben – zumindest das, was sich davon in Zahlen ausdrücken lässt. Und das ist eine ganze Menge: Pulsschlag, Blutdruck, Kalorienzufuhr- und verbrauch, zurückgelegte Entfernung, Körperfettanteil, Blutzucker oder Schlafphasen sind nur einige Parameter, die sich erfassen lassen.
Die Angehörigen dieser, häufig auch als »Quantified Self« betitelten Bewegung, versprechen sich, von einer höheren Motivation für Sport und gesunde Ernährung zu profitieren sowie sich innerhalb einer »community«, in der die individuellen Daten geteilt und verglichen werden, vernetzten und austauschen zu können.
Aber sind all die positiven Effekte und verheißungsvollen Versprechungen wirklich so stichhaltig?
Mit Selbstüberwachung motivieren?
Ist es in gesundheitlicher Hinsicht motivierend, ständig ein Gerät bei und an sich zu tragen, das einen permanent mit Daten über sich selbst versorgt?
Jedenfalls, so kann man an diese Frage herantreten, scheint es seit jeher für Menschen ein Ansporn zu sein, sich selbst Rechenschaft über das eigene Verhalten abzulegen. Früher taten wir es in Tagebüchern und auf dem Beichtstuhl, heute legen wir uns eine Smartwatch um.
Dahinter steckt womöglich das Gefühl, nie vollständig Herr oder Frau über das eigene Verhalten und »die Welt um einen herum« sein können und sich insofern stetig und regelmäßig kontrollieren zu wollen.
Von der Auswahl der Geräte (mehr hier) her zu urteilen, scheint es zweifellos für viele Menschen faszinierend und motivierend zu sein, all die Daten über sich selbst zu sammeln und auszuwerten, verspricht es einem doch irgendwie so etwas wie Objektivität, aber auch Sicherheit und ein Gefühl von Zugehörigkeit zum Zeitgeist.
Man ist dann der- oder diejenige, der oder die sich »nicht einfach« dem eigenen »Schicksal« hingibt, der oder die das eigene Leben »in die Hand nimmt«. Aber ist das so? Nehmen wir mithilfe von Self-Trackern unser Leben wirklich selbst »in die Hand«?
Zwei Seiten des Self-Trackings
So haben beispielsweise Informatiker der Universität Oldenburg und des Forschungsinstituts OFFIS um Prof. Susanne Boll-Westermann in einer Studie gezeigt, dass die Motivation durch Self-Tracker zumindest nicht von endloser Dauerhaftigkeit gekennzeichnet zu sein scheint.
Nach einer Phase der Routinisierung und konsequenter Zielverfolgung komme nach ungefähr drei Monaten der »Knick«: Die Geräte interessieren immer weniger und bleiben irgendwann gänzlich in der Schublade.
Die Testpersonen berichteten aber auch, dass sie sich durchaus motiviert gefühlt haben, etwa mehr Schritte zu laufen oder doch mal ein Paar Liegestütze mehr zu probieren.
Hinzuzufügen ist dem die positive Tatsache, dass Self-Tracker vor allem auch dann sinnvoll sind, wenn man beispielsweise mit einer Krankheit zu kämpfen hat, die eine regelmäßige Selbstkontrolle erfordert, wie etwa Diabetes.
Die andere Seite des Self-Tracking ist demgegenüber die, dass es natürlich eine Illusion ist, die Technik allein würde uns zu mehr Gesundheit und Glück im Leben verhelfen. Denn in letzter Instanz sind es ja wir selbst, die sich motivieren ein solches Gerät zu kaufen, es anzulegen, sich zu bewegen und die Daten auszuwerten.
Und das heißt im Grunde auch: Wer sich wirklich bewegen und gesund ernähren will, macht es einfach. Schließlich sind wir es selbst, die entscheiden, wie wir leben wollen, und es wäre daher vermessen, den technologischen Spielereien, so hilfreich sie auch sein mögen, blindlings eine Art Heilsversprechen abzukaufen.